5 Tage Hängematte und Frachtschiff auf dem Amazonas

Was du hier findest

Mein erster Blick viel auf die Uhr, als ich in Tarapoto aus dem Bus ausstieg. Es ist gerade mal 5 Uhr morgens und noch dunkel. Wie in jeder neuen Stadt in der ich in Peru ankomme, bleibe ich am Busbahnhof, bis es hell wird. 30 Minuten später ging auch schon die Sonne auf und ich lief los. Eingepackt als wäre gerade Winter in Peru laufe ich nun durch die Straßen Tarapotos und bemerke, dass ich hier auf einmal in einem komplett anderen Peru bin. Das Klima ist tropisch, die Häuser sind bunt, es fahren so gut wie keine Autos mehr rum, sondern nur noch diese dreirädrigen Motorräder. Und ich sage zu mir selbst »Willkommen im Regenwald«.

Warum steh ich nun hier?

Ganz einfach, ich möchte tief in den Amazonas Regenwald, quasi mitten in den Dschungel rein, da die Natur kennenlernen und Tiere beobachten. Und der bekannteste Ausgangspunkt dafür ist die Stadt Iquitos im Norden Perus. Da gibt es nur einen Haken, Iquitos ist nämlich die größte Stadt weltweit die nicht auf dem Landweg, sondern nur mit Schiffen auf dem Amazonas oder mit Flugzeugen zu erreichen ist. Passt, nehme das Schiff auf dem Amazonas und das ist nicht irgendein Schiff, nein, es ist ein Frachtschiff. Ein Schiff, dass Fracht nach Iquitos und die kleinen Dörfer am Amazonas liefert.

Amazonas und Amazonas Regenwald

Der Amazonas Regenwald ist mit einer Fläche von über 6 Millionen km² der größte Regenwald der Welt und wenn wir den Kontinent Südamerika hernehmen, sind rund 40 % des Kontinents vom Amazonas Regenwald bedeckt und quer durch fließt der Amazonas, der mit einer Länge von ungefähr 6.400 km der zweitlängste Fluss der Welt ist. Er konkurriert dabei mit dem Nil in Afrika. Es treten jedoch von beiden Flüssen immer wieder neue und unterschiedliche Längenangaben auf, daher wurde zwar der Nil als längster Fluss der Welt eingestuft, der Wettstreit ist aber grundsätzlich offen, da die Vermessungen wohl von unterschiedlichen Faktoren abhängen sollen.

»Amazonas« wird er offiziell ab etwa 100 km vor Iquitos genannt, wo zwei seiner Quellflüsse zusammenfließen.

Südamerika Karte Amazonas

Fragen und ToDo Liste

Ich mach mir im Vorfeld nie große Gedanken wie ich von A nach B komme. Das geht natürlich nur, wenn du genügend Zeit hast, um das vor Ort rauszufinden. Daher beantworte ich hier mal die wichtigsten Fragen, die auf meiner ToDo Liste standen.

Die Frachtschiffe nach Iquitos legen im Hafen von Yurimaguas ab, dem letzten Ort der noch mit einem Auto zu erreichen ist.

»Empresa Transportes Turismo Selva« fährt mehrmals täglich von Tarapoto nach Yurimaguas. Die Fahrt mit dem Collectivo dauert ungefähr 3 Stunden und kostet umgerechnet weniger als 5,00 €. Die Fahrt mit einem Collectivo funktioniert in Peru auch immer gleich, hingehen, einsteigen und los gehts wenn das Collectivo voll ist.

Wenn du in Yurimaguas aus dem Collectivo steigst, wirst du sehen, dass eh schon ein paar dreirädrigen Motorradtaxis auf ankommende Leute warten, du verhandelst dann einfach um den Fahrpreis und lässt dich an den Hafen fahren. Verhandle für die Fahrt zum Hafen einen Preis zwischen 5,00 – 8,00 Soles, das sind keine 2,00 € und ein fairer Preis.

Eine Fahrt mit einem Frachtschiff von Yurimaguas nach Iquitos dauert ungefähr 3 Tage. Da es aber keine fixen Abfahrtszeiten gibt und in Peru das eh nicht so genau genommen wird, können aus 3 Tagen auch mal 5 Tage werden. Bring also lieber etwas mehr Zeit für das Abenteuer, mit einem Frachtschiff auf dem Amazonas zu fahren, mit.

Es gibt auch die Möglichkeit ein Speedboot zu nehmen, dass fährt dann nur 1 Tag ohne Übernachtung.

Sobald das Frachtschiff den Hafen verlassen hat und auf dem Weg nach Iquitos ist, bekommst du drei frisch gekochte Malzeiten am Tag. Frühstück, Mittag- und Abendessen.

Auf dem Markt in Tarapoto oder Yurimaguas solltest du dir folgende Dinge für die Tage auf dem Frachtschiff besorgen.

  • Hängematte » das wird dein Schlafplatz für die nächsten Tage
  • Band oder Seil » damit deine Hängematte aufgehängt werden kann, gibt es direkt am Hafen in Yurimaguas in einem der kleinen Geschäfte
  • Moskitonetz » je nach Saison, ich hab keines benötigt, du kannst es aber auch als eine Art Sichtschutz verwenden
  • Tupperdose und Besteck » die Mahlzeiten auf dem Schiff holst du dir direkt bei der Boardküche ab, dafür brauchst du eine Tupperdose und Besteck
  • Wasser » für mindestens 3 Tage Frachtschiff, wieviel du trinkst hängt natürlich von dir ab
  • Snacks » für den kleinen Hunger zwischendurch, ein paar der Frachtschiffe haben sogar einen kleinen Kiosk
  • Klopapier
  • Bargeld » die Fahrt mit dem Frachtschiff kostet ungefähr 40,00 € all inkl.

Frachtschiffsuche im Hafen von Yurimaguas

Dein Motorradtaxi setzt dich am Hafen von Yurimaguas ab. Vermutlich wuseln hier gerade die ganzen Arbeiter rum, die die Fracht von den parkenden LKWs ausladen und auf eines der angelegten Frachtschiffe transportieren. Im Normalfall dauert es nicht lange und schon steht irgendjemand vor dir und fragt »Iquitos?«, dann brauchst du eigentlich nur noch zu antworten »Si, Iquitos« und schon geht es auf das Frachtschiff, wo deine Hängematte aufgehängt wird. Für das Aufhängen deiner Hängematte gibst du natürlich ein »Trinkgeld«, aber das wird dir dein Helfer schon sagen, wieviel Trinkgeld er dafür bekommt. Du bezahlst ihn und schon kannst du es dir in deiner Hängematte gemütlich machen.

Info! Das Frachtschiff kostet ungefähr 40,00 € und wird vom Kapitän oder einem seiner Helfer abkassiert, im Gegenzug bekommst du dann dein Ticket. Bitte verliere dein Ticket nicht, denn das musst du jedesmal vorzeigen wenn du deine Mahlzeit abholen gehst.

Yurimaguas
Yurimaguas

Die Tage auf dem Frachtschiff

Tag Eins

Ich komme im Hafen von Yurimaguas an, steige aus meinem Motorradtaxi aus, nehme meine beiden Rücksäcke und stehe nun vor einem der größten Abenteuer die ich in meinem Leben machen werde.

Keine 3 Sekunden später kommt schon jemand auf mich zu und fragt ob ich nach Iquitos will. »Si, Iquitos« antwortete ich ihm, er nahm meinen Backpack und das noch mit einer Leichtigkeit als würde der gerade mal 1 kg wiegen und ging los und ich hinterher.

Über den Steg auf das Schiff, die Treppe rauf und ganz nach hinten, da stellte er meinen Rucksack ab, spannte meine Hängematte auf, ich bedankte mich und er ging. Wow, ich bin die einzige hier, sagte ich zu mir selber und legte mich in meine Hängematte. Morgen geht es los.

Frachtschiff auf dem Amazonas

Tag Zwei

Um 7 Uhr morgens wachte ich auf, draußen ist es bereits hell geworden und die Arbeiter waren schon wieder fleißig am einladen der Fracht. Kurze Zeit später kam einer der Arbeiter in meine Richtung gelaufen, in der einen Hand einen Rucksack, in der anderen Hand eine Hängematte und hinter ihm ein Mädchen das ihm folgte. Ein Mädchen aus Venezuela, das nur spanisch sprach, ununterbrochen am telefonieren war und ich als einen der wenigen Menschen, die mir unheimlich waren, eingestuft hatte. Toll! Es machte die Sache auch nicht besser, als wir uns ein wenig unterhielten, sie suspekte Sachen von sich gab und mich seltsame Sachen fragte. Ich hatte einfach das Bild in meinem Kopf, dass sie mich beklauen oder in Iquitos überfallen will.

Die Zeit verging, es wurde dort mal eine Hängematte aufgehängt, hier mal eine Hängematte aufgehängt und dann um 10 Uhr fuhren wir los. In die falsche Richtung!

Peru Frachtschiff Amazonas

Ich, blöd aus der Wäsche schauend, stehe also da und frage natürlich den einzigen Menschen an Board den ich schon kenne, das Mädchen aus Venezuela, warum wir in die falsche Richtung fahren. Sie wollte mir auch gerade eine Antwort geben, als natürlich ihr Telefon klingelte und sie erstmal beschäftigt war. Wie sich herausstellte sind wir einfach nur zu einem anderen Hafen gefahren, haben da was eingeladen und fuhren dann wieder zurück.

Wir standen am frühen Nachmittag also wieder im Hafen. Heute sollen wir ablegen, daher entferne ich mich lieber nicht zu weit vom Schiff, es soll ja nicht mit meinem Backpack, aber ohne mich abfahren. Ich lag also in meiner Hängematte, spazierte am Hafen rum, kaufte mir ein paar getrocknete Kochbananen zum Snacken, schaute den Arbeitern bei ihrer Arbeit zu, beobachtete einen Delfin der ein paarmal neben meinem Schiff auf und abtauchte und lag dann wieder zurück in meine Hängematte. Mittlerweile ist es bereits dunkel geworden, es fing an zu regnen und gewittern und hörte erst in den frühen Morgenstunden wieder auf.

Tag Drei

Ich wurde wach als ein paar Regentropfen auf meinem Gesicht landeten. Toll, das Dach über meiner Hängematte ist undicht. Was wohl auch ein paar andere Hängemattenbesitzer zu spüren bekamen, denn es werden gerade die ersten Hängematten umgehängt. Ich konnte mich dann so in meiner Hängematte hinlegen, dass ich nicht nass wurde und vorerst war das Problem für mich gelöst.

Es verging ungefähr eine Stunde, da werden auf einmal ein paar Hängematten abgehängt, dann ein paar weitere. Ich fragte das Mädchen aus Venezuela was denn da los ist, warum die Leute das Schiff verlassen, aber sie konnte mir keine Antwort darauf geben. Sie verschwand dann, kam kurze Zeit später mit einem der Arbeiter wieder und sagte wir müssen vom Schiff runter. Ich, nichtmal ansatzweise die Hälfte verstanden, spreche kein spanisch und für Google Übersetzer war keine Zeit, lies meine Hängematte ebenfalls abhängen und folgte ihr und dem Frachtschiffarbeiter.

Kurze Zeit später hingen unsere Hängematten auf einem anderen Frachtschiff. Nachdem sie dann kurz mal nicht am Telefon war, erklärte sie mir, dass das andere Frachtschiff nun doch keine Passagiere mitnimmt und wir deshalb wechseln mussten.

Peru Frachtschiff

Schön, hier auf dem neuen Frachtschiff und das Problem mit dem undichten Dach hat sich auch in Luft aufgelöst. Allerdings war das Mädchen aus Venezuela nun noch seltsamer und vor allem viel hektischer als vorher. Irgendwann kam sie dann mit einem der Arbeiter an, lies ihre Sachen abhängen und ging. Wie ich es verstanden hab, hat sie wohl einen anderen Weg gefunden um nach Iquitos zu kommen. Vielleicht mit einem der Speedboote. Ich jedenfalls war erleichtert, dass sie ging.

Später hab ich mir dann Gedanken über sie gemacht und denke sie war vielleicht auch einfach nur eingeschüchtert. Alleine als junge Frau, weg von zu Hause und hier Peru auf einem Frachtschiff voller fremder Menschen. Nur weil es für mich eines der größten und schönsten Abenteuer in meinem Leben ist, muss es für andere natürlich nicht auch so sein.,

Frachtschiff Hängematten Schlafplatz

»Meinst du ist es wirklich kein Problem wenn ich gehe und später wiederkomme?« fragte ich Steve, der heute Nachmittag seine Hängematte neben mir aufgehängt hatte. Ich wollte nämlich noch einmal in die Stadt, um eine Peruanerin zu besuchen die ich kennengelernt hatte. »Kein Problem, wir fahren erst Morgen los« antwortete Steve. Gesagt, getan.

Tag Vier

Heute geht es also los. »Iquitos, Hoy 5:00 p.m.«, steht jedenfalls vorne auf dem Schiff.

Ich verbrachte meinen Tag also noch einmal damit, in der Hängematte zu baumeln, eine kleine Runde im Hafen zu drehen, mir diese leckeren getrockneten Kochbananen zum Snacken zu kaufen, den Arbeitern bei ihrer Arbeit zuzusehen, um dann wieder in der Hängematte zu liegen. Und dann wurde es plötzlich Wirklichkeit.

Motorengeräusche werden lauter, Arbeiter zogen bereits den Steg ein, wir setzen ein kleines Stück zurück, drehen und fahren los. Hinter mir der Hafen von Yurimaguas, der nun immer kleiner und kleiner wird und vor mir der Sonnenuntergang am Horizont, auf den wir nun direkt zufahren.

Peru Frachtschiff Amazonas

Tag Fünf

6 Uhr morgens. Ich wache auf. Die Seitenplanen unseres Frachtschiffes sind schon hochgezogen und es ist bereits hell geworden. Ich schaue aus meiner Hängematte, schaue nach links, schaue nach rechts und bin gerade gefühlt eine der letzten die hier wach geworden ist. Ignorieren, einmal noch umdrehen und dann gibt es eh bald Frühstück.

Ich höre ein Geräusch, hebe den Kopf, der Koch klopft gerade mit seinem Kochlöffel gegen eine der Eisenstangen in der Küche, es ist also Zeit für das Frühstück, ich nehme meine Tupperdose und laufe zur Boardküche.

Zum Frühstück gab es eine Art flüssigen Bananenbrei mit Brot. Gepimpt hab ich das ganze dann noch mit einer frischen Banane, Walnüssen und Zimt. Ich muss sagen, das war richtig lecker.

Frachtschiff Frühstück

Ich sehe schon von weitem ein Holzboot und es fährt direkt auf uns zu, einmal um uns herum und legt dann auf einer Seite des Schiffes an. Jetzt sehe ich es, es ist voll beladen mit Kochbananen. Die Kochbananen werden auf unser Schiff umgeladen und die Fahrt geht weiter.

Nicht lange und wir halten am Fluss an einem kleinen Dorf. Ein Dorf mitten im Amazonas Regenwald, komplett abgeschieden von der Außenwelt und genau das ist der Grund, warum täglich Frachtschiffe die Strecke zwischen Yurimaguas und Iquitos zurücklegen. Denn die Frachtschiffe bringen nicht nur Personen und Ware nach Iquitos, sondern sie beliefern auf dem Weg auch die umliegenden Dörfer mit Ware, die sie beispielsweise nicht selber anbauen können und dann erhalten die Frachtschiffe unterwegs auch noch Ware, wie eben die frisch geernteten Kochbananen.

Lieferung Kochbananen
Amazonas

Kaum warst du Frühstücken, hast zugesehen wie Ware auf- und abgeladen wurde, warst vielleicht noch auf der Suche noch einem der Amazonasdelfine oder hast schon einen gesehen und schon ist es 12 Uhr und du hörst das Geräusch des Kochlöffels, wie er gegen die Eisenstange geklopft wird. Es ist also Zeit für das Mittagessen.

Und auch das Mittagessen war garnicht mal so schlecht. Reis mit Kartoffel, Gemüse und Hühnerfleisch. Das Fleisch hab ich abgegeben, da ich Pescetarier bin, sprich der Vegetarier der Fisch und Meeresfrüchte isst.

Frachtschiff Mittagessen

Wenn du denkst hier an Board könnte dir langweilig werden, dann kann ich dich beruhigen, denn das wird es nicht. Und nach dem ganzen rumreisen tun ein paar Tage entspannen, sich bekochen lassen, in der Hängematte baumeln und einfach mal nichts tun, richtig gut.

Wenn ich meine Tage auf dem Frachtschiff in einem Satz beschreiben müsste, einem langen Satz, dann würde der genau so lauten.

»5 Tage mit, Musik aus dem Handy einer Nachbarshängematte, tollen Gesprächen mit Mitreisenden, spielenden Kindern, peruanischer Küche, Motorgeräusche unseres Frachtschiffes, pinken Amazonasdelfinen im Wasser und knallroten Sonnenuntergängen vor uns am Horizont«.

Lisa in Hängematte

Und nach einem aufregenden Nachmittag, was passierte kannst du im nächsten Punkt lesen, gab es dann auch schon Abendessen.

Reis und Nudeln mit Hühnchen und oben drauf noch ein paar rote Zwiebeln. Fleisch wieder abgegeben, dafür gab es noch ein Bierchen an diesem Abend.

Frachtschiff Abendessen

Geiselnahme an Tag Fünf

Ja, richtig gelesen. Denn an diesem Nachmittag wurde unser gesamtes Frachtschiff von einem kleinen Dorf am Amazonas als »Geisel« festgehalten.

Vielleicht hast du schonmal in der Zeitung eine Headline gelesen, wie in etwa »wie XY aus keine Ahnung wo, eine Geiselnahme im Amazonas überstand« oder »Touristen nach Geiselnahme im Amazonas wieder freigelassen«. Genau bei so einer Geiselnahme war ich mit dabei und ich möchte euch mal erzählen wie es zu der Geiselnahme kam und wie so eine Geiselnahme in meinem Fall abgelaufen ist.

Der Grund für die Geiselnahme war wiedermal eine defekte Ölpipeline die den Fluss verschmutzte. Für die Dorfbewohner ist der Fluss sehr wichtig und wenn er verschmutzt ist, müssen sie in diesem verschmutzten Wasser baden, es verschmutzt trinken und den darin verseuchten Fisch essen.

Die Dorfbewohner fordern durch die Proteste mit Geiselnahmen die Regierung dazu auf, die defekten Ölpipelines zu reparieren. Die Ölfirma wiederum behauptet, dass die Pipelines absichtlich immer wieder von den Dorfbewohnern beschädigt werden, um Forderungen stellen zu können.

Es steht also Aussage gegen Aussage und ob das je ein Ende nehmen wird ist unklar. Meine Geiselnahme war also nicht die Erste und wird auch definitiv nicht die Letzte sein.

Das Frachtschiff schipperte so vor sich hin, als wir von einem Holzboot gezwungen wurden an Land anzulegen. Da hörte ich auch schon das Dorf jubeln, weil wir nicht »entkommen« sind. Angeblich ist nämlich ein Frachtschiff unserer Flotte vor ein paar Tagen entkommen und daher mussten wir heute dran glauben.

Da die Dorfbewohner am Fluss mit Speeren standen, verriegelten ein paar der Mitreisenden Peruaner sofort die Türen zur Vorderseite des Schiffes, damit niemand hier in unseren Passagierraum kommen kann. Es hatte aber auch keiner vor auf das Schiff zu kommen und die Geiselnahme lief komplett friedlich ab. Wir öffneten nach einer Weile auch wieder unsere Türen und ein kleiner Junge nutzte sogar die Gelegenheit seine Angel ins Wasser zu werfen, da das Schiff gerade ruhig stand.

Nach ein paar Verhandlungsstunden mit dem Dorf kam unser Kapitän wieder an Board und wir setzten unsere Fahrt weiter. Ich glaube wir haben uns freigekauft, ich kann aber nicht sagen mit was, vermutlich waren es ein paar Kochbananen. 

Nichts. Wir fuhren einfach mit einer Verzögerung von ein paar Stunden weiter und die Stimmung war genauso ausgelassen wie vor der Geiselnahme.

Ich kann natürlich nur für meine Geiselnahme sprechen und diese lief sehr friedlich ab und ich habe bisher auch noch nie etwas anderes gehört.

Die letzten Meter vor unserem Ziel Iquitos

Ich bin gerade aufgewacht, das war also die letzte Nacht in der Hängematte und in ein paar Stunden werden wir schon unser Ziel Iquitos erreichen. Ich sollte glücklich sein, denn in Iquitos wartet eine richtige Dusche, ein bequemes Bett und eine »3 Tage Dschungeltour durch den Amazonas Regenwald« auf mich und doch bin ich auch traurig, denn für mich waren die Tage auf dem Frachtschiff eine der schönsten Erfahrungen die ich bisher machen durfte.

Noch vor dem Frühstück sind bereits fast alle Hängematten abgenommen, denn in wenigen Minuten erreichen wir den Ort Nauta, wo die meisten von Board gehen werden und den Bus nach Iquitos nehmen oder einfach in Nauta bleiben. Und für mich heißt das, Frühstück mit Blick auf das Treiben im Hafen von Nauta. Leute die von Board gehen, Schiffe die abgeladen werden und ein Ein- und Ausgehen in den Geschäften.

Nauta am Amazonas

Das Frachtschiff setzt sich wieder in Bewegung, es bleiben mir also noch 4 Stunden bis wir in Iquitos ankommen. Heißt für mich, noch ein letztes Mal den Amazonas beobachten und warten bis ein Delfin auftaucht, noch ein letztes Mal dem Mann im Trikot erklären, dass ich weder spanisch noch portugiesisch verstehe, noch ein letztes Mal in der Hängematte baumeln und noch ein letztes Mal die peruanische Boardküche genießen.

Dann bogen wir auch schon in den Hafen von Iquitos ein, wo bereits unzählige Frachtschiffe ihren Platz gefunden haben und wir werden die Nächsten sein die anlegen.

Peru Frachtschiffhafen Iquitos

Angekommen. Ich setze meinen Backpack auf, nehme den kleinen Rucksack in die Hand, sehe mich noch einmal um und verlasse dann mit den anderen das Schiff.

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4 Responses

  1. Hi Lisa,
    ich stolperte vor ein paar Tagen über deinen Blog – das trifft sich wunderbar, denn ich befinde mich gerade in Chachapoyas, bald auf dem Weg nach Tarapoto-Yurimaguas-Iquitos. Erstmal, vielen lieben Dank für deine hilfreichen Infos und die tollen Reiseberichte, die nicht nur informativ, sondern auch sehr unterhaltsam sind! Zu meiner Frage: Ich hörte, dass im Amazonasbecken rundum Iquitos das Malaria-Risiko recht hoch ist. War das Thema während deines Aufenthaltes relevant für dich? Bzw. hast du dafür gar präventiv Medikamente eingenommen? Impfung existiert bis heute ja nicht…
    Wünsche dir noch viel Spaß auf deinen Abenteuern und bereichernde Eindrücke und Erlebnisse! Cuídate 🙂
    Saludos, Franziska

    1. Hi Franziska,

      wow sehr cool, dass du auch vor hast mit dem Frachtschiff zu Fahren. Das war definitiv eines meiner außergewöhnlichsten Highlights die ich je erleben durfte.
      Bezügl. Malaria hatte ich Tabletten dabei, jedoch war zu meiner Zeit (Anfang Oktober) keine einzige Mücke weit und breit 😀 auch nicht, als ich noch ein paar Tage Mitten im Amazonasdschungel verbracht habe. Die einzigen Mücken die ich in Peru getroffen habe 😉 waren die in Machu Picchu Town. Da sind sie sehr aggressiv, haben meine Füße komplett verstochen und da hatte ich dann auch eine kleine allergische Reaktion (meine Füße waren komplett geschwollen und ich hab Antihistaminika Tabletten & Fenistil Salbe genommen). War aber selber Schuld, denn ich habe keinen Mückenspray aufgetragen als ich in dem Dorf unterwegs war. Und da war keine Malaria infizierte Mücke dabei.
      Mein Tropenarzt hatte mir gesagt, wenn ich länger durch Südostasien reise, könnte ich die Tabletten ja nehmen. Hab ich nicht gemacht und habe auch da in knapp 9 Monaten fast nie eine Mücke getroffen 😀 Ich bin ab Mai wieder in Asien unterwegs und kaufe mir keine Tabletten mehr. Vielleicht triffst du noch auf andere Reisende und ihr könnt euch gegenseitig Austauschen.

      Wünsche dir ganz viel Spaß auf deinem weiteren Weg und deinen Abenteuer die du noch erleben wirst 😉

      Liebe Grüße
      Lisa

      1. Hi Lisa,
        vielen Dank für die rasche Antwort. Ich bin schon sehr gespannt auf das Abenteuer, das auf mich wartet.
        Da hast du ja eine super Zeit erwischt im Oktober 🙂 wir starten hier nun doch in die Regenzeit, die die Mosquitos rauslockt. Habe mittlerweile mit der Hostelinhaberin Rücksprache halten können und auch mit Reisenden, die das Abenteuer auf dem Frachtschiff von der anderen Seite aus erlebt haben (Leticia-Iquitos-Yurimaguas). Sowohl die Hostelinhaberin als auch die Reisekollegen haben recht überrascht auf meine Anfrage reagiert – das Thema scheint zuhause in Österreich mehr relevant zu sein als hier! 😉 Ich werde dann ortsnah nochmal nachfragen, um mir ein konkreteres Bild zu machen.
        Oje, das hört sich krass an auf dem Machu Picchu. Ich hoffe dennoch, dass dich die Viecher vom Genießen deiner Erlebnisse nicht abhalten ließen. Eine ähnliche Erfahrung habe dafür ich in Südostasien gemacht am Anfang meiner Reise, da waren meine Beine auch komplett verstochen… Aber zum Glück vergeht das wieder, solange es nur die Stiche 😉

        Eine letzte Frage hätte ich noch: Wie schaut es mit Internetverbindung auf dem Frachtschiff aus? Hast du damit Erfahrungen?

        Vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht und deine Wünsche!
        Dir wünsche ich auch viel Freude und viel Gesundheit 🙂
        Franziska

        1. Hey Franziska,
          Wir sind vier mädels die momentan durch Kolumbien reisen und wir überlegen auch die Route über Leticia nach yarimaguas zu machen Warst du mittlerweile schon da und kannst berichten wie es war? Das wäre toll, wir sind uns nämlich momentan noch nicht so ganz sicher, wegen der Sicherheit etc…

          Liebe Grüße,
          Lina

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